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Facebook scheitert mehrmals an Tests für politische Anzeigen

Im englischen Original von Chloé Bérthélemy (EDRi intern), Übersetzung von Lutz Martiny

Am 28. Juni 2018 kündigte Facebook an, dass es eine obligatorische „Paid for“-Funktion eingeführt habe, die die Anonymität einschränke, indem man einen gültigen Ausweis und einen Wohnsitznachweis vorlegen müsse. Diese war als Reaktion auf eine Reihe von Wahlbehinderungen im vergangenen Jahr durch fremde politische Werbung auf Social Media Plattformen eingeführt worden. Dieses Tool sollte helfen, „schlechte Anzeigen“ zu reduzieren, Wahlmanipulationen und Online-Desinformationen zu bekämpfen. Seitdem wurden mehrere Experimente durchgeführt, um festzustellen, ob eine Manipulation der Werbung auf Facebook noch möglich ist. Facebook hat alle diese Tests nicht bestanden.

Am 25. und 30. Oktober 2018 enthüllte VICE News – ein Online-Mediendienst, der Nachrichtendokumentationen und Berichte des nordamerikanischen Digitalmedien- und Rundfunkunternehmens Vice Media veröffentlicht -, dass er Experimente mit dem Werbesystem von Facebook durchgeführt habe. VICE News erklärte, dass es gelungen sei, vorzugeben, US-Vizepräsident Mike Pence, der Vorsitzende des US-Democratic National Committee Tom Perez, der Islamische Staat und 100 US-Senatoren zu sein, die politische Anzeigen auf Facebook schalten und sponsern. Die geringe Qualität des Screenings von Facebook wird auch durch die Absurdität der Seiten in Frage gestellt, die für die Freigabe der Anzeigen wie „Cookies for Political Transparency“ und „Ninja Turtles PAC“ genehmigt wurden. Wie von VICE News erläutert, war es nicht schwierig, das System auszutricksen, oder es erforderte keine zusätzlichen spezifischen Kenntnisse oder Kompetenzen.

Am 31. Oktober 2018 teilte Business Insider mit, dass es ihm auch gelungen sei, eine gefälschte NGO-Seite einzurichten und Anzeigen „bezahlt von Cambridge Analytica“ zu schalten.
Die Untersuchungen von VICE News und Business Insider zeigen, dass jeder über das Sponsoring von politischen Anzeigen lügen kann. Wie ein gemeinsamer Bericht der EDRi, Access Now und der Civil Liberties Union for Europe zeigt, werden Online-Desinformationen oder das zugrunde liegende Problem der Online-Manipulation nicht gelöst, wenn das tiefere Problem des Geschäftsmodells, das diese Bedenken nährt, nicht angegangen wird.

CC-BY 4.0 Chloé Bérthélemy (EDRi intern)

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